Reed, Ava – Die Stille meiner Worte [Rezension]

Hallo ihr Lieben. Ich steige dann mal etwas spät auf den Zug mit auf und bin nach über einem halben Jahr endlich mal dazu gekommen, dieses Buch zu lesen, das quasi seit der LBM auf meiner Liste steht.

Übersicht

Titel: Die Stille meiner Worte
Autorin: Ava Reed
Reihe: Nein.
Verlag: ueberreuter
Seiten: 384
Format: eBook & Hardcover
Preis: 14,99€ & 16,95€
ISBN: 978-3-7641-7079-0

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Hannah hat ihre Worte verloren. In der Nacht, als ihre Zwillingsschwester Izzy ums Leben kam. Wer soll nun ihre Gedanken weiterdenken, ihre Sätze beenden und ihr Lachen vervollständigen? Niemand kann das. Egal, was Hannahs Eltern versuchen, sie schweigt.
Um Izzy nicht loslassen zu müssen, schreibt sie ihr Briefe. Schreibt und verbrennt sie. Immer wieder.
Hannah kann der Stille ihrer Worte nicht entkommen. Bis sie Levi trifft, der mit aller Macht versucht herauszufinden, wer sie wirklich ist …

Hohe Erwartungen

Es passiert selten, aber es passiert, dass ich mich mal für eine Young Adult Geschichte so ganz ohne Fantasy oder Science Fiction erweichen kann, dann muss aber das große Ganze stimmen und der Focus mehr auf Charakterentwicklung und interessanten Problemen liegen als nur auf “Kriegt das GÖRL am Ende den BOI?!?!?”. Das hatte ich mir auch von die Stille meiner Worte versprochen, allerdings konnte das Buch meinen Erwartungen – vor allem nach einem Orkan an positiven Rezensionen – nicht ganz gerecht werden.

… und die erste Enttäuschung

Ich bin also mit hohen Erwartungen eingestiegen und habe übrigens davor noch kein Buch von Ava gelesen, was vielleicht der Grund sein könnte, wieso ich mir gerade mit dem Anfang sehr schwer getan habe. Wir treffen Hannah die Protagonistin in einer schwierigen Situation an. Sie hat ihre Zwillingsschwester Izzy verloren und isoliert sich seither völlig in Stille und Einsamkeit. Ihre Eltern schaffen es nicht, zu ihr durchzudringen und haben dabei selbst auch mit dem Verlust ihrer Tochter zu kämpfen. Das führt zu Spannungen, die ich teilweise etwas überzogen fand. Beispiel: In einem Funken an Hoffnung, beschließt Hannah, dass es Zeit für eine Veränderung ist und lässt sich die Haare schneiden und färben – sie kommt nach Hause, ihre Eltern sind schockiert, ihre Mutter weint, ihr Vater schreit sie zusammen und schlägt sie fast … das fand ich doch sehr extrem.

Allgemein stellt sich mir beim Anfang, der etwas ereignislos und mit sehr viel wiederholtem Klagen vor sich hinplätscherte, die Frage, wieso keiner aus der Familie auf die Idee kommt, für sich oder zumindest die Tochter nach professioneller Hilfe zu suchen. Aber gut, stattdessen schickt man Hannah auf ein Internat für Kinder mit Problemen und das damit einhergehende Sommercamp und dann kommt langsam endlich Fahrt auf.

Charaktere

Die Charaktere fand ich alle ganz cool, aber leider recht nichtssagend. Jeder hatte seine eigene Vorgeschichte aber eben nur das. Es wird viel über die Personen und ihre Schicksale erzählt, aber als Leser konnte ich sie aus dem Kontext heraus nicht wirklich kennenlernen, viel tell, wenig show, was letzten Endes dazu geführt hat, dass mir keiner nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Personen wie Ben, Pia oder Sarah sind da und erfüllen ihren Zweck aber mehr auch nicht.
Hannah fand ich am Anfang schwierig. Es war mir einfach zu viel Gemecker (ich weiß, ihre Situation ist schrecklich, aber ich muss nicht auf jeder zweiten Seite daran erinnert werden, dass sie ihre Worte verloren hat), doch mit der Zeit wurde sie mir sympathischer.
Levi gefiel mir sehr, vor allem seine Art mit ihr umzugehen hat mir das ein oder andere mal ein Schmunzeln entlockt, aber auch bei ihm hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht außer das obligatorische TragischeVergangenheit™.

Die Entwicklungen im Buch fand ich schön zu lesen, auch wenn sie teilweise doch sehr unrealistisch und aus der Luft gegriffen waren – aber hier möchte ich nicht spoilern. Insgesamt aber kam nach den Startschwierigkeiten letztlich noch ein angenehmes Lesevergnügen auf, sodass ich das Buch mit einem positiven Gefühl beenden konnte.

Fazit

Die Stille meiner Worte konnte leider nicht ganz meinen Erwartungen gerecht werden. Für ein derart schwieriges und düsteres Thema fehlt es dem Roman meiner Meinung nach an vielen Stellen an Tiefe und Realismus. Wenn man davon absieht bietet das Buch allerdings eine gute, wenn auch seichte Unterhaltung für Zwischendurch – ich habe mir einen tiefgehenden Roman über Verlustbewältigung erhofft und immerhin eine nette Lektüre für einen lauschigen Sommertag bekommen.

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