Dutter, Andreas – Goddess: Ein Diadem aus Reue und Glut [Rezension]

Uff. Nach langer Stille habe ich hier endlich eine neue Rezension für euch, direkt zu einem der frisch geschlüpften Impress-Babies und ich möchte gleich vorweg sagen: Ich war nicht glücklich beim Lesen.

Übersicht:

Titel: Goddess: Ein Diadem aus Reue und Glut
Reihe: Ja. Band 1 von 2.
Autor: Andreas Dutter
Verlag: Carlsen Impress
Preis: 4,99€
Format: eBook

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**Finde das magische Diadem oder du zerfällst zu Staub…** 
Laneas Leben verläuft nicht sonderlich erfolgreich, abgesehen davon, dass sie die beste Bogenschützin ihres Vereins ist. Ansonsten nerven ihre Adoptiveltern und sie fühlt sich nirgendwo zugehörig. Doch das ändert sich schlagartig, als eines Tages ein gut aussehender Typ namens Cliff vor der Tür steht und ihr offenbart, dass sie die Tochter der ozeanischen Vulkangöttin ist. Er als ihr Ausbilder soll sie auf die Brautschau für Hiro vorbereiten, den Sohn des Schöpfergottes. Dafür muss Lanea ein magisches Diadem finden, bevor die anderen Göttertöchter ihr zuvorkommen. Lanea lehnt dankend ab, doch da kommt der Haken: Wer das Diadem nicht findet, wird zu Staub zerfallen. Eine tödliche Reise um die ganze Welt beginnt…

Ein holpriger Start …

Ich möchte nichts beschönigen, auch wenn das jetzt wehtut zu lesen, aber gut das erste Drittel des Buches war absolut katastrophal und zog sich dermaßen in die Länge, dass ich versucht war, es beiseite zu legen – aber ich bin stark geblieben. Warum es mir so erging hat dreierlei Gründe.

  1. Die Protagonistin Lanea. Lanea ist gerade am Anfang eine äußerst explosive, junge Dame, was furchtbar anstrengend zu lesen war. Ja, ihre unterdrückten Götterkräfte sind da mit im Spiel, aber wenn die Protagonistin beispielsweise ohne Grund an die Decke hüpft, weil ihr eine Konversation nicht schnell genug geht, dann ist das nicht nur auf Dauer nervig, sondern bremst auch ordentlich die anfänglich kaum vorhandene Handlung aus.
  2. Die ganze Problematik. Dass Andreas Dutter sich für eine dunkelhäutige Protagonistin entschieden hat, deren beste Freundin lesbisch ist finde ich super und ist ein tolles Signal im Punkt inklusives Schreiben, allerdings kam mir persönlich die Darstellung etwas realitätfern vor.
    Lanea wird gehasst – und zwar von allen ausnahmslos, auch ihren Eltern – weil sie a) dunkelhäutig, b) adoptiert ist und c) mit Wutanfällen zu kämpfen hat. Dass dies in einer Kleinstadt in Maine zu Spannungen führen kann, ist verständlich, aber dass sie ausnahmslos von jedem weiteren Lebewesen mit Verachtung gestraft wird, überspannt den Bogen völlig. Selbes gilt für ihre beste Freundin, die – so im Buch dargestellt – Ausgrenzung erfährt, seit sie einmal zu einem Jungen gesagt hat, dass sie seine Schwester in dem Kleid hübsch findet.
    Ist klar. Holt die Mistgabeln und verbrennt die Hexen!
  3. Der Schreibstil. Uff. Hier sei vorweggenommen, dass sich das im Laufe des Buches minimal bessert, aber gerade am Anfang hatte ich echt zu kämpfen. Dinge wie Wortwiederholungen und teilweise über ganze Seiten fast immer die selben “Subjekt – Prädikat”-Satzanfänge kann man zum Teil auf ein mangelhaftes Lektorat schieben, gerade letzteres sollte dann aber eigentlich auch dem Autor auffallen.
    Richtig furchtbar fand ich allerdings die Vergleiche, die an jeder Ecke lauerten, ob es nun passte, nötig war oder eben nicht. Es waren einerseits zu viele, weshalb der Schreibstil stellenweise furchtbar erzwungen klang, andererseits auch sehr eigene, seltsame und auch echt … widerliche Vergleiche:

Ich entwickelte mich von Glutexo zu Glurak […]” (Pos. 302) – zugegeben kein Vergleich sondern eine Metapher … aber Pokémon. Wirklich?

Trotz Sonne überkam die Kälte mich wie eine unfreiwillig angelegte Tunika.” (Pos. 395) – ???

und mein Favorit: “[…] platzte es aus Cliff hervor, als hätte er die gesamte Fahrt über Kotze in seinem Mund gesammelt, die er endlich loswerden wollte.” (Pos. 661) – Na guten Appetit.

Hinzukamen auch diverse Stilblüten wie “[…] während meine Arme sich zu einer Schleife verschlangen.” (Pos. 264) und “Du hast doch nicht alle Serien in deinem Netflixaccount!” (Pos. 591). Ja ich weiß. Serienschauen ist jetzt korall (#serienreferenz) aber *schauder*.

Wirklich ihr Lieben, Unterhaltungswert definiert sich nicht dadurch, möglichst viele Serienanspielungen und Millenial-References in einem Text unterzubringen.

… bis die Story endlich Fahrt aufnahm

Nach knapp 30% passierte dann endlich mal was in der Story. Lanea muss sich also – mit einem Typen namens Cliff an ihrer Seite – auf eine Reise durch die Welt begeben, um ein Diadem zu finden. Sie tritt gegen andere Göttertöchter an – die Gewinnerin darf den Sohn des Schöpfergottes heiraten, die Verlierer zerfallen zu Staub.

Grundsätzlich ist die Idee nicht super innovativ, aber die ozeanische Götterwelt verpasst ihr einen interessanten Touch und ich hätte mich wahnsinnig gern eben dort hinein vertieft, aber dafür waren sowohl Handlung als auch Charaktere viel zu oberflächlich.

Im Grunde bestand der Plot aus einer Anderreihung von
– Irgendwohingehen, wo der nächste Hinweis sein könnte
– Angegriffen werden und schnell weg müssen
– Den falschen Personen vertrauen
– Angegriffen werden und schnell weg müssen

Man bekommt als Leser kaum Zeit zum Atmen – aber leider nicht immer auf die gute Art. Ruhige, aber interessante Szenen werden beliebig knallhart unterbrochen, weil irgendwo etwas explodiert oder jemand auftaucht. Teilweise geschieht das so schnell, dass man wirklich jeden Satz genaustens lesen muss, um nicht den Überblick über das Geschehen zu verlieren. Generell ist die Devise – viel Action, wenig Substanz.

Die Geschichte ist mehr auf Kämpfe ausgelegt, als auf diese Schnitzeljagd rund um den Planeten, die ohnehin keine große Herausforderung ist. Anstatt einer Spurensuche geraten die Protagonisten genau durch Zufall an den richtigen Ort oder es wird einfach mal nachträglich erwähnt, dass Lanea kurz davor so nebenbei die nötigen Infos eingeholt hat, mit denen sie ihre Reise fortsetzen können. Dabei wird von Szene zu Szene gesprungen, ohne eine wirkliche Verbindung zwischen den Handlungen herzustellen und viele Dinge passieren einfach, weil der Autor es so will und nicht weil es irgendwie logisch und sinnvoll wäre. Und gerade am Ende ist alles nur ein einziges “Hä?!” und “Warum?”.

Hinzu kommt noch eine Lovestory aus dem Nichts. Also ja, bei einem Impress-Titel kann man davon ausgehen, dass es eine gibt, aber eine wirkliche Entwicklung der Gefühle zwischen den Protagonisten ist nicht wirklich vorhanden, weil die ruhigen Szenen zwischen den beiden eben nie wirklich ausgeschöpft werden und zum anderen Cliff leider wirklich kein Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen hat außer einer tragischen Vergangenheit. Aber eine schwere Kindheit macht nunmal nicht automatisch einen tiefgehenden und authentischen Charakter.

Um diese Rezension mit einem positiven Geschmack zu beenden: Ich mochte die Action. Die Kampfszenen waren toll und episch geschrieben würden aber einiges mehr her machen, wenn sie nicht – wie sämtliche andere Konflikte im Buch – durch irgendein zufälliges Ereignis gelöst werden würden.

Fazit

Eine gute Idee und mitreißende Action zusammen mit einer (nach einiger Zeit) angenehmen Protagonistin, die jedoch von einem eher moderaten Schreibstil, ausnahmslos nichtssagenden Charakteren und wirklich unterirdischem Storytelling zunichte gemacht werden. Wer wert auf Logik und eine schlüssige Handlung legt, sollte die Finger von Goddess lassen, wer darüber hinwegsehen kann und einfach nur ein bisschen spannende Action vor der göttlichen Kulisse lesen will, wird hier durchaus auf seine Kosten kommen.

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